Nur regionale Steine verkaufen?

Tja, da ist es wieder…das schlechte Gewissen. Wir würden natürlich gerne nur aus Ländern ohne Kinderarbeit, Unterdrückung und Ausbeutung Steine einkaufen, aber geht das und ergibt es Sinn für unsere Ansprüche an Menschlichkeit, Moral und political correctness? Das ist relativ schwierig zu beantworten und hat sehr verschiedene Aspekte. Wie wir spätestens seitdem Ukraine Krieg wissen leben wir in einer Welt voller Abhängigkeiten, die in einer modernen Welt voller demokratischer Länder auch kein Problem wären, aber Abhängigkeit von Ausbeutung anderer Nationen, oder Zusammenarbeit mit totalitären Regimen oder Kriegstreibern möchte sicherlich niemand. Anderseits…wo ziehen wir die Grenze, China ist auch kein Vorzeigeland an Menschenfreundlichkeit und dennoch arbeitet fast die ganze Welt mit den Chinesen und diese kaufen sich dazu noch in viele Unternehmen und Länder ein!?

Reichen uns Steine aus Deutschland und der EU überhaupt?

Und falls nicht was ändert das könnte man fragen? Zunächst einmal, in der aktuellen Marktsituation ist es nicht möglich Fernimporte aus China, Vietnam, Brasilien und Indien komplett mit regionalen Materialien auszugleichen. Das hat verschiedene Gründe. Erstmal handelt es sich auf dem gesamtdeutschen Markt um mehrere Tausend Container jährlich nur für Deutschland, die rein von Volumen her aus der EU nicht zu beziehen wären. Unsere hiesigen Steinbrüche sind meist nicht gigantisch groß und lassen sich wegen sehr hoher Anforderungen und rechtlicher Grundlagen auch nicht stärker, schneller, besser bewirtschaften. Die meisten Steinbruchbesitzer möchten auch gar nicht mehr oder schneller produzieren, da die Abbaumengen endlich sind und eine schnelle Ausbeutung der Ressourcen nicht sinnvoll ist für Generationenbetriebe.

Dann gibt es auch nicht alle Steinarten überall bzw. nicht in gleichen Qualitäten oder Gesteinseigenschaften und auch nicht unbegrenzt die Handwerker und Mitarbeiter für die Produktion. Selbst wenn es die Steine irgendwo unter der Erde geben sollte, so gäbe es doch auch anderswo Gesetze, Grundstücksfragen, Umweltaspekte, Wasserhaltung usw.

Kurz gesagt…nein, die Produktionsmengen aus dem befreundeten demokratischen Ausland reichen derzeit nicht für den hiesigen Bedarf.

Ist das als Erklärung für den Import aus Indien, China und Vietnam ausreichend?

Tja, jedenfalls können wir unsere Handys, Akkus für unserer Elektroautos, Hightech, Unterhaltungselektronik, Erze und andere Rohstoffe sowie Lebensmittel usw. ja aktuell auch nicht nur aus der EU beziehen und scheinen das oftmals stillschweigend zu akzeptieren. Darüber hinaus sind in großen Konzernen und bei komplexen Lieferketten die Ressourcen manchmal nur global verfügbar und nicht immer sofort ein gleichwertiger Ersatz gegeben. Ein Freibrief für den Handel mit Ausbeutern und menschenverachtenden Regimen darf das jedoch nicht sein!

Handel bringt Verantwortung!

Dennoch müssen auch wir uns fragen, ob wir bereits genug für Umweltschutz, Nachhaltigkeit und den Kampf gegen Kinderarbeit und Ausbeutung tun. Wir haben hier z.B. zu Bekämpfung der Kinderarbeit in Indien bereits vor Jahren dazu entschlossen, nur mit einem in Deutschland ansässigen Unternehmen zusammenzuarbeiten, welches aktiv die Kinder in Indien unterstützt und dafür sorgt, dass akzeptable Arbeitsbedingungen vorherrschen und zusätzliches Geld in Schulden und Ausbildung fließen, damit Indien auch hierbei Anschluss an die westlichen Standards finden kann.

Weiterhin haben wir mit der Gründung unserer Marke regioStein ein Zeichen zur Stärkung regionaler Steinbrüche gesetzt und versuchen zukünftig immer mehr Steinbruch-Unternehmen unter diesem Banner zu vereinen.

Politisch korrekte Steine kaufen!?

So gesehen gibt es keine Steine auf Erden, die ohne jegliche Beeinflussung der Natur gewonnen werden können, also könnte man auch sagen, dass der Natursteinverkauf und das Betreiben von Steinbrüchen und Kiesgruben pauschal schon fast „böse“ sind. Andererseits würden ohne diese Materialien eben auch keine Häuser, Straßen und nicht einmal Stahl produziert werden können. Es muss also reichen, die Lieferketten kurz, die Umweltbeeinflussung gering und die Arbeitsbedingungen bestmöglich zu gestalten, um auch in Zukunft Infrastruktur zu bauen und zu erneuern. Bitte denken Sie dabei auch daran, dass z. B. Betonprodukte auch größtenteils aus Sand, Kies, Splitt und gebranntem Kalkstein (Zement) bestehen…also würden auch diese Produkte verschwinden, wenn keine Steine mehr abgebaut, oder Kiesgruben betrieben werden würden…

Wer sich übrigens genauer damit beschäftigt wird feststellen, dass z. B. renaturierte/stillgelegte Steinbrüche sich in wundervolle Oasen verwandeln und einzigartige Arten anziehen können. Daher sind Umweltarbeit und Auflagen für Steinbrüche mittlerweile auch sehr genau geregelt und sollten dazu führen, dass Ressourcen dauerhaft geschont werden und die Umwelt respektiert.

Wir werden jedenfalls weiter versuchen mit unserer Auswahl an Lieferanten, aber auch kontrolliertem Import und der Konzentration auf regionale Gesteine unseren Weg durch das Ressourcen-Labyrinth zu finden!