Schottergarten Verbot?

Natürliche Gartengestaltung oder Schottergarten???

Aus aktuellem Anlass möchte ich Ihnen hier mal ein unsere Gedanken zu den aktuellen Diskussionen zu den Verboten von Steingärten niederschreiben, natürlich aus der Sicht eines Natursteinhändlers! Also praktisch 100% neutral.

Um eines vorauszuschicken, die grundsätzliche Diskussion ist in begrenztem Masse sicherlich gerechtfertigt und verständlich. Wenn ich die Fehlinterpretation des Themas „Steingarten“ in manchen Vorgärten sehe kann ich jedenfalls Begriffe wie „Steinwüste“ oder „Schottergarten“ in diesem Zusammenhang absolut verstehen. Wie bei vielen heutigen Themen und in den Zeiten von Social Media und politischer Inkompetenz fehlt dieser Diskussion aber vor Allem Sachverstand und Verhältnismäßigkeit. Und grüne Gärten mögen wir auch…und Bienen…und Natur und auch die Steine…

Zu faul zum Pflegen = Schottergarten?

Fangen wir mal mit einem Beispiel aus der täglichen Praxis an. Ein Kunde aus dem Ruhrgebiet möchte seinen ca. 20m² großen Vorgarten aus Alters- und Pflegeleichtigkeitsgründen in einen „Steingarten“ umbauen. Im Regelfall meint er damit bestehendes Grün durch eine Splitt oder Schotterfläche mit weniger, keinem und oder pflegeleichterem Grün zu ersetzen. Mit einem Steingarten hat das schon rein planungstechnisch wenig zu tun, aber der Wunsch nach einem Vorgarten mit „machbarem“ Pflegeaufwand ist ja eventuell auch für Grüngartenbefürworter zu verstehen. Interessant wäre ja auch jetzt bereits zu wissen, ob dieser Kunde eventuell noch einen 10 x größeren Hauptgarten hat…mit altem Baumbestand und Naturwiese …oder auch mit 57m langer Tujahecke und 45m² Waschbetonplatten, oder einem 70er Jahre Teich und 20m hohen Kiefern usw.

Warum uns das interessiert??? Na wegen des schlechten Gewissens!!! Sollte dieser Kunde sich an anderer Stelle wie z.B. Ruhrpott typisch in seinem Schrebergarten liebevoll um (s)ein Stückchen Grün kümmern, wer könnte ihm dann verübeln, dass er das Stück Vorgarten wo a) eh nix wächst, b) nur die Hunde hinmachen, c) der Nachbar beim in die Einfahrt fahren immer drüber fährt, einfach nicht ständig wieder herrichten möchte. Damit das hier nicht in sinnlose Polemik ausartet, schauen wir uns mal so grob die Optionen des Kunden an:

  • Er lässt den Vorgarten verwildern und ärgert sich täglich darüber. (Psychisch belastend)

  • Er lässt seinen Vorgarten wie bisher und lässt ihn durch einen Profi pflegen. (laufende Pflegekosten)

  • Er lässt diesen Profi den Garten „pflegeleichter“ bepflanzen unter Erhalt der Natürlichkeit. Also keine Monokulturen, Tujas, Formschnitte, oder ortsfremde Gewächse. (Baukosten, + geringere laufende Pflegekosten)

  • Er baut einen „toten“ Schottergarten. (Nur Baukosten, keine oder nur geringe zukünftige Pflege durch „entstauben und entblättern“)

  • Er baut einen richtigen Steingarten (mehr dazu später)

  • Er verkauft die Immobilie und zieht nach Mallorca (Beste Option, aber der Flug dorthin zerstört die CO² Bilanz)

Gefährliche Unkenntnis!

Ok, wie Sie sehen nehmen wir das Thema nicht ganz so ernst wie wir eigentlich sollten. Warum ist das so??? Weil in der Diskussion von Seiten der Kommunen und Politik bei hässlichen Schotterflächen bereits von „versiegelter“ Fläche oder ähnlichem gesprochen wird. Dabei sollten wir die Punkte hässlich, unnatürlich, versiegelt usw. aber nicht einfach zusammenschmeißen, da wir uns ja dann doch schon sehr detailliert sinnlos aufregen sollten.

Hässlich. Ja mancher Schottergarten ist wirklich hässlich. Im schlimmsten Fall sieht es aus als hätte ein LKW aus Versehen Steine in einen Vorgarten gekippt. 15-30cm groß…nicht zu belaufen…nicht zu pflegen. Die Pflanzen wurden auch komplett vergessen oder erschlagen…selbst das Wort Vorgarten scheint dort nicht mehr angebracht, weil es sich gestalterisch nicht einmal um eine Vorstufe eines Gartens handelt.

Unnatürlich. Tja, da bräuchten wir jetzt professionelle Beratung durch NABU und Co. Jeder von Menschen gebaute/manipulierte Garten ist ja irgendwie unnatürlich. Gehen wir mal davon aus, dass jedes Stück Grün, welches hiesigen Tier- und Pflanzenarten auf Grund seiner „natürlichen“ Struktur als Ressource für Nahrung, Obdach, Fortpflanzung und den eigenen Erhalt dienen kann, „natürlich“ ist. Da ist „grün“ an sich sicherlich im Vorteil, wobei Naturstein wenigstens dem Namen nach auch nicht unnatürlich ist. (mehr dazu... später)

Versiegelte Fläche. Selbst der hässlichste Schottergarten hat per Definition absolut nichts mit versiegelter Fläche zu tun, wenn er „normal“ gebaut wird. Mit normal meinen wir die Verwendung eines wasserdurchlässigen Wurzelschutztuches oder Geotextils (Vlies) unter dem Schotter oder Splitt. Solche Produkte sind dauerhaft wasserdurchlässig und lassen im Regelfall deutlich mehr Wasser durch als normaler Boden so schnell aufnehmen kann. Laut Wikipedia sind Hochwasserereignisse der letzten Jahre nicht auf versiegelte Flächen, sondern auf die begrenzte (aber normale) Wasseraufnahme von Boden zurückzuführen. Ich habe hier auch schon auf viele Feldern nach Starkregen ganze Seen stehen sehen…Steingärten saufen nur dann ab, wenn sie direkt auf Mergel oder Lehmboden gebaut werden, was viele Pflanzen aber wegen der Staunässe auch nicht so gerne mögen!

Schotter her…ein Exkurs

Übrigens…Schotter ist nicht gleich Schotter. Schotter für Steingärten ist kein verdichtungsfähiger Straßenbauschotter mit Nullanteil wie z.B. 0/45mm, der im verdichteten Zustand geringer wasserdurchlässig wird (es aber im Gegensatz zu RC-Schotter wenigstens bleibt), sondern es handelt sich um eine größere Art von gebrochenem Splitt. Splitt geht größenmäßig von 2-5mm bis ca. 16-22mm. Dann folgen typische Schotterkörnungen mit 22-32 mm bis 32-56mm…und dann so ab 56-90mm kann man von Grobschotter sprechen oder auch von Gabionensteinen oder Zuckersteinen. Für die Schottergarten-Diskussion können wir festhalten, dass der Schotter nahezu die gleiche Wasserdurchlässigkeit besitzt wie ähnlich großer Kies. Damit versiegelt man gar nichts! Die Wasseraufnahme des Bodens wird nahezu nicht beeinträchtigt! Übrigens sorgt Schotter für eine langsamere Verdunstung bei Dürre und er bietet Insekten Unterschlupf…aber wir wollen ihn auch nicht schönreden.

Die Frage aller Fragen!!!

Damit kommen wir zu den Fragen, was ist denn jetzt ein richtiger Steingarten oder auch was können wir Natursteinhändler tun, um unsere Kunden vor hässlichen Schottergärten zu beschützen? Und wie fühlen wir uns dabei eigentlich???

Ein richtiger Steingarten hat seinen „gedanklichen“ Ursprung im alpinen Gefilde. Steine, Felsen, Schotter unterschiedlicher Größe und derselben Sorte, trockenheitsresistente meist langsam wachsender eher kleiner Bewuchs. Dabei sorgen die Steine für ein spezielles Kleinklima, da sie Temperatur speichern und zu schnelle Verdunstung der Bodenfeuchtigkeit verhindern können. Es ist ein spezielles Ökosystem, welches wir in unseren „Steingärten“ nicht zwangsläufig nachbilden können oder wollen. Ähnlich wie bei dem Begriff asiatischer oder Japangarten ist es viel mehr unsere Interpretation des Steingartens. 

Gibt es Regeln für den Bau von Steingärten, die verhindern können, dass es Schottergärten werden? 

Ich habe vor Jahren mal einen umfangreichen Text zu diesem Thema verfasst, der den Rahmen hier sprengen würde. Ich möchte hier etwas anders vorgehen und in kurzen Sätzen wichtige Dinge hervorheben, die wir als Natursteinhändler auch weiterhin für politisch weitestgehend korrekt halten:

  • Traufstreifen und schmale Kies und Entwässerungsstreifen können Sie auch weiterhin unbesorgt mit stylischen Splitt und Kiessorten gestalten. Hierbei handelt es sich nicht um Steingärten, sondern kleinere Elemente an Stellen und in Funktionen, wo eine brauchbare Bepflanzung nicht sinnvoll oder möglich wäre! Natürlich sollten diese Elemente nur einen geringen Teil des Gartens oder Vorgartens einnehmen.

  • Wenn Sie Einfahrten oder Gartenwege aus Kies oder Splitt machen, ist das sicherlich ökologisch besser, als sie zu pflastern oder zu betonieren und somit zu versiegeln. Auch Terrassen oder Sitzplätze dürfen sie weiterhin befestigen. Es werden ja auch Häuser gebaut und Straßen, Flughäfen usw. Diese „versiegelten“ Flächen sind ja auch in ihrem Anteil gesetzlich geregelt. Also bitte nicht einfach alles zupflastern …

  • Ein natürlicher Steingarten besteht niemals nur aus Steinen. Es braucht auch passende Pflanzen. Am besten neben dem tollen Natursteinhandel auch ein noch tolleres Gartencenter oder eine regionale Baumschule besuchen. Die helfen bei der passenden Pflanzenauswahl je nach Standort, Boden, Optik, Farbe und Größe …

  • Ein natürlicher Steingarten besteht niemals aus nur einer Steingröße. Leider können wir Ihnen eine „Alpine“ Steinsortierung (mit gemischten Größen von Splitt bis Felsen) nicht in vielen Farben anbieten. Das liegt daran, dass Steine nur in „Größensortierungen“ produziert bzw. gebrochen und gesiebt werden können. Mischen muss man diese Einzelgrößen dann wieder vor Ort um eine Natürliche Optik zu erhalten. Z.B. nimmt man für die hauptsächliche „Flächenabdeckung“ Schotter der Größe 22/32mm oder größtenfalls 32/56mm, da dann die Fläche auch noch gut begehbar ist. Für die „echte“ alpine Mischung nehmen wir dann nach Wunsch noch faustgroße Steine und größere Felsen (je nach Wunsch, Flächengröße usw.) bzw. positionieren die größten Felsen am besten schon vor dem Schotter. Draufgelegte Felsen sehen eben auch draufgelegt gut aus …

  • Mäuerchen bauen. Um langweilige Steinwüsten zu vermeiden kann man oftmals auch kleinere Trockenmauern in Gärten integrieren. Damit kann man z.B. reine Pflanzzonen von anderen Elementen trennen und nicht nur optisch punkten. Ein schneckensicheres Kräuterbeet und ein davorliegender Kiesstreifen, wo man im Winter den Schnee hinschieben kann? Oder ein rückenschonendes voll bepflanztes Hochbeet??? Die Insekten mögen Trockenmauern wegen der Hohlräume und auch Mauern lassen sich mit Stauden bepflanzen…Optisch sehr schön und dennoch recht pflegeleicht!

  • Natürlich, ja gerne …. aber bitte getrennt!!! Auch wenn Sie colaniartig runde Konturen locker mir Splitt oder Pinienerde aus dem Handgelenk streuen können…tun Sie es bitte nicht. Egal wie Sie es machen, Rasen, Mulch, Erde, Kies usw. sollten Sie für dauerhafte Pflegeleichtigkeit immer trennen. Dafür braucht es nicht einmal Steine. Es gibt auch Metallprofile, die einfach in die Erde geschlagen werden können, um zu verhindern das der teure Pinienmulch bei Seitenwind in den Carrara Kies (…diesen im Außenbereich nur kurzfristig weißen Baumarktkies verkaufen wir Ihnen nur unter Protest) geweht wird… Sie haben auch jederzeit das Recht, Ihre persönliche Kombination aus Stein- und deutschem Bauerngarten zu gestalten mit regionalen Gewächsen und viel Charakter und ohne Einfassungen usw. Dann ist es nicht sehr pflegeleicht, dafür aber besonders natürlich.

Ich könnte diese Liste noch unendlich fortsetzen mit den schönen Farbkombinationen, den tollen heimischen Materialien und vielen, vielen schönen Gestaltungsideen, aber das war ja eigentlich nicht das Thema.

Die Antwort auf Panik und Aktionismus im Bereich Schottergarten

Damit komme ich zu der Antwort auf die Frage. Wie fühlen wir uns, wenn wir unseren Kunden Naturstein verkaufen? Die Antwort ist … wir fühlen und spitze, weil mit unserer Hilfe bereits tausende schöne Gärten, Terrassen, Einfahrten, Hauseingänge, Teiche und Vorgärten entstanden sind und unser Produkt, der Naturstein, das ursprünglichste, dauerhafteste und wichtigste Material der Welt ist.

Wir werden uns innerhalb unseres Verkaufsteams im nächsten Winter von einem versierten Pflanzenexperten instruieren und informieren lassen, wie man einen Steingarten perfekt bepflanzen kann und werden unsere guten Kontakte im Gartenbau und im Gartencenter- und Baumschulgewerbe nutzen, um eine (noch) bessere Beratung der Kunden zu bieten. Wobei wir aber natürlich dadurch immer noch keine Pflanzenprofis sind.

Dennoch, wir halten die Diskussion für etwas übertrieben und wer in den Großstädten lebt, dem wird auch so schnell nicht bewusst werden, was er jetzt Böses tut, wenn er einen „Steingarten“ baut, da er ja umgeben ist von Asphalt, Beton und Pflaster usw. und das in riesigen Ausmaßen…

Ich persönlich habe nichts gegen Verordnungen, Regeln, Gesetze usw., sonst würde ich ja auch nicht freiwillig in Deutschland leben. Eine Verordnung gegen Schottergärten halte ich so gesehen dennoch für überzogen, da wie eingangs erwähnt, ein Kunde mit 1000m² Gartengrundstück und 20m² wüstenartigem Schottergarten sicherlich ökologisch kein schlechtes Gewissen zu bekommen braucht, wogegen „Umweltschützer“ die ständig in den Urlaub fliegen sicherlich eins haben sollten. Ob der Möchtegern Steingarten dann schön aussieht, ist natürlich eine andere Frage!? Wenn wir uns aber manchen „normalen“ Vorgarten ansehen, finden wir dort auch wenig Positives. Betonsteine, Monokulturen, perfekt geschnittene Tuja mit der Form von Burgen oder mit Städtewappen…da gäbe es sicher bessere Bepflanzungsarten, gestalterische Ideen, oder naturgerechte Bepflanzung für die kleinen Bienen!?

Wir als Natursteinhändler könnten uns ja auch fragen, ob man nicht Betonsteine verbieten sollte, da für diese ja dennoch Naturstein als Zuschlagstoff sowie gebrannte Kalkprodukte wie Zement benötigt werden. Dank Mehrfachtransport, Produktion usw. ist dafür die CO² Bilanz viel schlechter als bei regionalen Natursteinen! Aber nein…wir sind da flexibel. Besser eine Einfahrt mit Betonpflaster und ein Vorgarten mit Schotter, damit es wenigstens noch für ein paar tolle Natursteinplatten für die Terrasse reicht. Oder doch lieber Feinsteinzeug???

In diesem Sinne…geben Sie dem Schotter eine Chance…er ist nicht immer nur böse!!! Aber ein echter Steingarten hat eben auch nix mit  nur Schotter auf Vlies zu tun…da gehört dann schon etwas mehr zu!