Terrassenreinigung mit Chemie

Teil Zwei der Serie um Kurt P.: Die Irrungen und Wirrungen um eine Terrassenreinigung im idyllischen Bottrop gehen weiter. Mit Checkliste für Großeinkäufer von Reinigungsprodukten aus dem Late Night Shopping.

Nachdem der Hochdruckreinigerbeschuss der Terrasse des Kurt P. mehr Fluch als Segen und einige Irritationen mit Nachbarn Herr Werner brachte, haben sich die beiden Strategen nun verbündet, um eine andere Möglichkeit der effektiven Terrassenreinigung zu finden. „Der Jupp hatte damals nen Mittel vom Pütt, inner weißen Flasche, damit hat der immer das Grünzeug wech bekommen“ meint Werner. „Allerdings sind da auch alle Pflanzen bei drauf gegangen…“ Ich hätte auch noch die Chlorator 5000 Tabletten von unserem alten Pool meint Kurt!? Und angeblich wirkt der Frostschutz der englischen Arme auch gegen Schachtelhalm…Mal sehen was wir noch so in petto haben“!

Nach einer kurzen, aber intensiven Garagenbegehung fördern die beiden Herren neben einer Reihe chemischer Keulen auch noch einige Hopfenkaltschalen in vernünftiger Trinktemperatur zutage und haben sich aufs Du geeinigt. „Tja Rudolf das ist doch mal eine nette Auswahl würde ich sagen“ meint Kurt und setzt die nächste Flasche an. „Bevor wir in Stellung gehen, sollten wir aber mal Goggeln was wirklich davon geeignet ist, sonst geht es uns wie meinem Urgroßvater bei Verdun“ meint Rudolf. So ein Quatsch meint Kurt…der Goggel weiß doch nicht was ich hier seit 25 Jahren in der Garage habe. Wir legen direkt Testflächen an…wie die Profis“.

Eine Woche später ist klar. Datt war wohl nix. Die Chemie hat versagt und die Experten sind ratlos. Die Begutachtung der Testflächen wird penibel bewertet und ergibt:

  • Cholorator 5000: Greift zwar wohl Grünbeläge an…hinterlässt aber große weiße Ränder, die kaum mehr zu entfernen sind. Der allgegenwärtige Chlorgeruch sorgte für Verwirrung im ganzen Stadtteil und sogar das nahegelegene Hallenbad wurde auf Undichtigkeiten überprüft.

  • Waschbenzin: Bringt garnix außer einem leicht öligen Fleck und freien Nasennebenhöhlen 20 Jahre altes Frostschutzmittel der englischen Armee: Durfte nicht verwendet werden. Kurts Frau hatte nach 40 Jahren Ehe die Scheidung angedroht und etwas von Brunnenvergiftern gezetert. Kernseife: Macht pelzige Flechten auf jeden Fall deutlich flutschiger…?

  • Jupps Pütt Spezialreiniger: Klappt super. Ist aber leer. Pütt ist dicht und kein Nachschub in Sicht und der angrenzende Rasen ist jetzt fast so durchsichtig wie ein Bergkristall.

  • Roundup reinigt wider Erwarten nicht die Terrasse. Nur die Halme in den Fugen sehen etwas unmotiviert aus. Das könnte aber auch Einbildung, zu wenig oder zu viel Feuchtigkeit, der Frost oder sonst etwas sein!?

  • (Streu)salz, Essig usw. gehören wohl doch mehr in die Küche wie es scheint. Gewürzte Terrassen mögen besser schmecken, aber besser aussehen tun sie ganz sicher nicht…

Nach dieser Ernüchterung können sich Kurt und Rudolf ja mal unsere neue Checkliste ansehen…

Checkliste und Empfehlungen für die Terrassenreinigung mit chemischen Reinigern

Bevor Sie wissen welches Mittel für Ihre Terrasse überhaupt geeignet ist, müssen wir uns grundsätzlich mit der Verträglichkeit von Chemie und Stein befassen. Denn Stein ist nicht gleich Stein…Trotzdem natürlich immer alle Angaben von Plattenhersteller/Verkäufer und Reinigungsmittelhersteller beachten und bei Unklarheiten ab zum Fachhandel. Außerdem Musterflächen an unsichtbarer Stelle anlegen…Blablabla usw. Hier mal zwei „Kategorien“ an Verträglichkeit:

z.B. Granit, Quarzit, keramisches Feinsteinzeug, glasierte Fliesen aus den 80ern:

Sehr resistent gegen nahezu alle handelsüblichen „Reiniger“ und auch normale Säurekonzentrationen in „Zementschleierentferner“ usw. Dennoch sollte man sich immer an die Herstellerangaben der Produkte halten und davon ausgehen, dass starke Säuren, die zu lange einwirken, auf keinen Fall gut für Steine und Fugen sind.

z.B. Marmor, Travertin, Betonwerkstein, Waschbeton:

Grundsätzlich säurempfindlich und auch mechanisch schneller zu verkratzen. Gute Verträglichkeit mit Handelsüblichen „Grünbelagsentfernern“. Aufpassen weil selbst Unkrautvernichtungsmittel usw. säurehaltig sein können.

Was nehmen zum Reinigen von Terrassen, ohne Kinder, Tiere und das Grundwasser zu verseuchen?

Ohne die Art der Flecken oder des anhaftenden Schmutzes gesehen zu haben ist es etwas schwierig eine pauschale Empfehlung zu geben…deswegen geben wir gleich mehrere:

Ist es Grün und Sie sind geduldig?

Grünbeläge sind wohl mit die häufigste Ursache für eine schlechte Optik Ihrer Terrasse. Bei leichten Grünbefall kann man recht harmlose Reiniger wie den Antigrün Longlife der Firma Akemi nehmen der z.B. verdünnt mittels Gartenspritze gut aufgetragen werden kann und bei sachgemäßer Anwendung Mensch, Tier und Pflanze nicht schädigt. Nach dem Auftragen nicht abspülen, sondern warten. Nach einer Zeit von ein paar Tagen bis ein paar Wochen verschwindet die Grüntönung wahrscheinlich von selbst und das eingezogene Mittel bietet noch eine weitere Prophylaxe vor Neuvergrünung. Allerdings funktioniert das besonders gut bei Natursteinen die etwas von dem Grünbelagsentferner aufnehmen und etwas schlechter bei Feinsteinzeug, welches nahezu keine Feuchtigkeit aufnimmt.

Ist es noch grüner und Sie brauchen schnellen Erfolg, weil die Grillbarbaren anrücken wollen?

 Dafür hat uns der Herr actiongeladene Grünbelagsentferner wie den Anti Grün Power gegeben. Das sind Reiniger im herkömmlichen Sinne und werden im Regelfall unverdünnt aufgebracht und nach kurzer Einwirkzeit von 10-30min wieder runtergespült und geschrubbt. Es hat sich gezeigt, dass Muskeleinsatz und mechanische Bearbeitung mit Schrubbern und Bürsten diese Reinigung gut unterstützt.

Ist es flauschig?

Kuscheln, es könnte Ihr Haustiert sein! Ne leider nicht, es sind wohl doch ehr FLECHTEN. Auch dafür nimmt man z.B. Anti Grün Power, ABER man muss die Flechte beeindrucken….mechanisch jedenfalls…am besten mit der Behandlung durch Edelstahl oder Kupferbürsten um den Panzer der Flechte (Typ Leopard 2) anzukratzen, der das Eindringen der Chemie in die Flechte sonst verhindern würde. Also Ohne Schweiß kein Preis, außerdem können mehrere Behandlungen von Nöten sein, na herrlich!

Ist es dunkel, nicht wirklich flauschig und sieht aus wie ein Stock- oder Schimmelfleck der „in der Platte“ zu sein scheint?

Na herzlichen Glückwunsch das ist die KILLERFLECHTE Gammelus Penentrantus…oder so ähnlich. Wir wissen nicht wie es genau heißt, aber es ist schlimmer als die Pest, könnte man meinen! Trotzdem nicht verzweifeln. Erst einmal die gesamte Fläche mit Antigrün Power oder anderen „Flechtenentfernern“ reinigen und danach die dunklen Flecken einzeln, punktuell behandeln und auch immer anbürsten, mit nicht rostenden Metallbürsten. Man kann es schaffen…es ist meist nur eine Frage der Zeit und des Einsatzes! Uns sind bislang keine „legalen“ Mittel bekannt mit denen man diese Flecken auf jeden Fall in einem Arbeitsgang gereinigt bekommt.

Ist es nicht grün, sondern nur irgendwie schmutzig???

Es gibt auch Steinreiniger die für normalen Allgemeinschmutz, Bauendreinigung usw. gedacht sind. So etwas wie „Der General“ für den Außenbereich. Damit kann man dann je nach Verschmutzungsgrad von pur bis stark verdünnt reinigen. Bei optimaler Anwendung kann man damit auch leichte Ölflecken, Pflegemittelreste oder minimale Zementschleier entfernen.

Ist es denn jetzt empfehlenswert mit Chemie zu reinigen fragen sich die Experten. Ja verdammt, auf jeden Fall besser als sich den Terrassenbelag mit dem Hochdruckreiniger zu zerstören!

Im nächsten Teil unserer Serie geht es weiter mit Kurt P. und seinen Terrassenabenteuern unter der Überschrift: Schrecken ohne Ende –Waschbetonterrassen, hässlich, pflegeunfreundlich, aber nie defekt genug zum Austausch??? Können die Terrassenexperten von Gartenbau Humpelmann dem Kurt seine Terrasse noch retten bevor die Ameisen seine Platten wegtragen???