Travertin Nachteile im Außenbereich

Es scheint wohl so, dass viele Kunden sich für die Nachteile von Travertin interessieren. Wir hoffen, dass Sie die wesentlichen Informationen hierzu auch von „Ihrem“ Händler bekommen (haben) und natürlich rechtzeitig vor dem Kauf. Um es kurz vorwegzunehmen…Travertin hat Nachteile, diese haben zwar eventuell auch paar andere Gesteinsarten in ähnlicher Form, aber mancher Händler scheint speziell bei Travertin ein paar entscheidende Nachteile gerne mal außen vor zu lassen, um mehr zu verkaufen. Aber langsam, wir verkaufen hier bei steingarten.com/Natursteinbrüche auch einige Produkte aus Travertin und nicht jeder Händler der Travertin verkauft ist böse, es hängt also an den Details in der Beratung! Wir versuchen Ihnen hier einen kleinen Leitfaden für die Nachteile von Travertin zu geben, als Entscheidungshilfe bzw. zur Kaufentscheidung, oder auch als Informationsquelle, wenn es schon „zu spät“ sein sollte, was wir natürlich nicht hoffen.

Wenig Travertin in unserer riesigen Außenausstellung…das ist kein Zufall!

Als Steinmetzmeister lernt man ziemlich viel über Geologie und auf dem Bau viel über alle möglichen Materialien wie Beton, Feinsteinzeug usw. und nach ein paar Jahren bekommt man ein Gefühl für typische Verwitterungserscheinungen oder Verschmutzungen, besonders wenn man später im Handel im täglichen Gespräch auch noch die Erfahrungen der vielen Kunden wahrnimmt. Da ist die beschichtete Betonplatte auf einmal auch nach 10 Jahren nicht mehr schön, oder ein Feinsteinzeug (eigentlich der Inbegriff der Pflegeleichtigkeit) sogar auf einer Dachterrasse nicht gut zu reinigen!? Ja ok, aber warum haben wir denn jetzt den Travertin deutlich weniger bemustert in unserer Ausstellung? Ganz einfach, weil Travertin Nachteile hat und somit in der Beratung erklärungsbedürftig und schwierig ist. Das hat nicht mit Produktionsländern oder Oberflächenbearbeitungen zu tun und auch nicht mit der „Qualität“ an sich, es ist einfach geologisch bedingt.

Travertin – Das Gestein kurz erklärt

Travertin ist eine Gesteinsart. Es handelt sich um einen Süßwasserkalkstein, der durch Ausfällung an kalten oder heißen Quellen entsteht. Die bei vielen Handelssorten charakteristischen „Poren“ entstehen durch das spätere Herauswittern z.B. von Moosen, an denen sich der Kalk zunächst angelagert hatte, sehr vereinfacht ausgedrückt. Es gibt weltweit viele Vorkommen und die Produktion der geologisch gesehen „frischen“ Gesteine ist relativ einfach, da sie weich und meist oberflächennah zu finden sind. Auch der Einkaufspreis ist sehr attraktiv und die mögliche Gewinnspanne beträchtlich, außerdem ist auch die technische Haltbarkeit an sich ebenfalls kein Problem und bei mediterranem Klima ist sogar die optische Resistenz sehr gut. Frostsicher ist das Material im Regelfall auch, wenn man die meistgehandelten Materialien beurteilt. Wo liegt denn also jetzt genau der Travertin Nachteil??? Es ist die optische Haltbarkeit!!!

Hier in der Kurzform die Travertin Nachteile

Z.B. bei einer beispielhaften Anwendung als geschliffene, 3cm starke Terrassenplatte auf einer nicht überdachten Terrasse:

Am häufigsten berichten Kunden uns vom starken Nachdunkeln von Terrassenplatten. Hier sieht man bereits nach 2-3 Jahren deutliche Farb-Veränderungen im Vergleich zu einer unbewitterten Reserveplatte aus der Garage. Materialien die vorher tolle Warmtöne von hellbeige bis Ocker hatten, werden (bei geschliffener Oberfläche) erst etwas heller und danach immer dunkler (bei voller Bewitterung eventuell auch anthrazit innerhalb von 5-10 Jahren).

Warum ist das so??? Nun zunächst wird der Schliff des weichen Materials durch die deutsche Witterung (besonders unseren Regen) in Mitleidenschaft gezogen. Ein Schliff wirkt ähnlich wie ein Klarlack, er erhöht den Kontrast und die Farbwiedergabe. Wird diese „Lackschicht“ nun rauer (wie Milchglas) wird die Farbwiedergabe geringer und der Stein dadurch etwas langweiliger und weniger farbig.

Die zweite Stufe der Verwitterung ist das Abdunkeln. Hier gibt es dann den entscheidenden Unterschied zu vielen anderen Gesteinen. Sie bekommen auch Moos oder Flechten auf/in eine Granitplatte, die nicht optimal drainagefähig verlegt wurde. Oder einen quarzgebundenen Sandstein, wie z.B. Ruhrsandstein, durch extreme Grünbeläge in einer Trockenmauer fast schwarz. Der Unterschied ist aber, dass man diese Gesteine meist recht einfach wieder reinigen kann und sie wieder hell werden können.
Bei Travertin handelt es sich aber oftmals nicht um Schmutz oder Grünbeläge/Stockflecken, da das Material relativ wenig Feuchtigkeit aufnimmt und durch den Schliff glatter ist als z.B. geflammte Granitplatten, oder gestrahlter Ruhrsandstein. Hier „verwittert“ die Oberfläche, ohne kaputt zu gehen…sie bleibt frostsicher und der Stein ist auch nicht verschlissen, er sieht nur eben nicht mehr aus wie geliefert. Natürlich ist das Problem nur oberflächlich. Das heißt, die Platte ist nur oberflächlich dunkel geworden, aber es gibt z.B. auf einer Terrasse leider keine sinnvolle und wirtschaftlich tragbare Möglichkeit der Nacharbeit. Eine Fassade könnte man evtl. sandstrahlen, aber das würde die Platte deutlich rauer und unregelmäßiger machen, bei gigantischem Arbeitsaufwand und mit geringer Haltbarkeit danach. Chemische Anwendungen mit Säure würden auch ungleichmäßige Effekte erzeugen und das bei unabsehbarer Umweltbelastung und starker Schädigung der Platte.

Travertin – Der Rettungsversuch

Natürlich sollte und kann man bei nachgedunkelten Travertinplatten zunächst versuchen diese anständig zu reinigen, aber auch hier sind die Möglichkeiten begrenzt, da die Platten nicht säurefest sind. Man würde hier also z.B. zu einem Außenreiniger oder Antigrün greifen, die gegen biologische Grünbeläge und eventuell Stockflecken bzw. Flechten wirken. Diese Art von Reiniger wirkt z.B. bei dunkel gewordenen Sandsteinen oft wahre Wunder, aber der Travertin neigt bei guter Verlegung eigentlich nicht so sehr zum Grünbelag. Hier kann man Glück haben und es bringt einen Erfolg, es hat aber nicht mit der witterungsbedingten Nachdunkelung über Jahre zu tun, die bei voller Bewitterung nahezu unumgänglich in Deutschland ist. An der Cote Azur mag das wetterbedingt anders sein, aber beim hiesigen Klima…ist es bei Travertin eben so.

Was passiert beim Travertin über die Jahre

Wir sind keine Chemiker/Wissenschaftler und können nicht zu 100% erklären warum dem so ist, aber wenn Sie sich als Beispiel mal die Betonplatten/Pflaster ohne Beschichtung ansehen, dann erkennt man starke Parallelen im Verwitterungsverhalten. Und auch wenn man sich andere Kalksteine wie den Ravenburger, oder den Jura Kalk (z.B. Yellow Sun Splitt) ergeben sich viele Ähnlichkeiten. Man kann es so einigermaßen zusammenfassen:

  • Helle Materialien aus Kalkstein, Travertin; Beton werden über die Jahre und bei voller Bewitterung deutlich dunkler. Eine Beschichtung kann diesen Effekt bei Betonplatten verlangsamen, aber nach Verschleiß der Beschichtung verwittern die Platten wie frühere Betonerzeugnisse auch. Helle Kalksteine z.B. aus Jura „Marmor“ (Kalkstein), Carrara Marmor oder Kanfanar verwittern ähnlich wie der Travertin, nur etwas langsamer, wahrscheinlich weil sie etwas härter und insgesamt etwas beständiger sind. Aber auch diese werden tendenziell immer dunkler über die Jahre, wobei z.B der Yellow Sun Splitt oder der Icy Blue Splitt ziemlich lange gut aussehen im Außenbereich, wahrscheinlich weil ein Splittkorn ja mehrere Seiten hat die sich, durch eine gewisse Bewegung an der Oberfläche öfter mal drehen und so optisch länger frisch bleiben!?
  • Dunkel gefärbte Betonsteine, oder dunkle Kalksteine werden heller. Hier werden beim Betonstein Farbanteile ausgespült. Aber auch beim Ravensburger Kalkstein basiert die dunkle Farbe z.B. auf Faulschlamm, der durch das Ausspülen zum Teil so verringert wird, dass der Stein nach Jahren deutlich heller erscheint. Übrigens riecht man den Faulschlamm auch, wenn man so einen Stein bearbeitet… stinkt ganz schön.

Was kann man tun um, die Nachteile von Travertin auszugleichen?

Imprägnierung, die Wunderwaffe gegen das dunkelwerden von Travertin und anderen Kalksteinen? Wir glauben nicht, dass eine Imprägnierung ein wirklicher Schutz gegen Verwitterung ist. Das liegt daran, dass eine Imprägnierung ja in den Stein einzieht und im Grunde dort die Feuchtigkeitsaufnahme verringern soll. Das führt dann zu einer geringeren Fleckempfindlichkeit bzw. zu mehr Zeit einen Fleck zu entfernen bevor er einzieht, er kann aber die Oberfläche nur sehr gering schützen. Hierfür bräuchte man eher eine Versiegelung. Solche gibt es zwar, aber an sich nur für den Innenbereich und dort sind sie auch nicht sehr haltbar/belastbar. Außerdem müssen Natursteine immer diffusionsoffen bleiben, um sich nicht durch die eingeschlossene Feuchtigkeit selbst zu zerstören. Unseres Wissens nach gibt es aktuell kein geeignetes Material um die Oberfläche von Travertin ohne ständige Nachbehandlung über 30 Jahre zu schützen.

Eine Zusammenfassung zum Thema Travertin

Travertin ist in optisch sehr ansprechendes Material in tollen Warmtönen und einer meist mediterranen Optik, die es bei anderen Gesteinen so kaum gibt. Es ist für den Außenbereich in Deutschland grundsätzlich technisch geeignet, neigt aber in relativ kurzen Zeiträumen unter 10 Jahren bereits zu deutlichen Farbveränderungen, bei voller Bewitterung. Imprägnierungen oder andere „Tricks“ helfen kaum über diesen Effekt, der größtenteils auf unsere spezielle Witterung zurückzuführen ist, jedenfalls sind im mediterranen Bereich die Bedingungen für eine langanhaltende gute Optik deutlich besser.

Dagegen hilft z.B. seine Terrasse komplett zu überdachen, oder den Travertin z.B. nur im Wintergarten zu verwenden, oder aber sich mit den zu erwartenden Veränderungen abzufinden/anzufreunden. Bei vielen Arten von Betonprodukten gibt es wie oben erwähnt ähnliche Verfärbungen wie bei Travertin über die Jahre, aber hier werden diese meist einfach akzeptiert. Bei Travertin und z.B. auch bei Marmor denken aber viele Menschen, dass diese ewig halten/gut aussehen, was aber leider nicht immer der Fall ist!

Travertin im Innenbereich

Auch hier bleibt der Travertin empfindlich, weil er genau wie andere Kalksteine und Marmore (das sind kristalline/metamorphe) Kalksteine nicht säurefest und nicht besonders hart ist. Ähnlich wie bei einem echten Holzparkett, gegenüber einem hochwertigen Laminat, muss man einige Dinge beachten, um im Innenbereich mit Travertin dauerhaft glücklich zu werden. Hier ein paar entscheidende Punkte die man berücksichtigen sollte:

  • Nicht säurebeständig heißt, dass ein nicht schnell entfernter Fleck aus Cola, Wein oder eventuell sogar Sprudelwasser die Oberfläche verätzen kann. Das sieht man dann z.B. an einer Veränderung der Struktur gegen das Licht relativ schnell, besonders auf dem Boden. Kaputt ätzen kann man den Stein damit nicht so schnell, meine Jura Kalk Arbeitsplatte hatte auch schon einige leichte Verätzungen durch Fruchtsaft, oder durch die Entkalkung unserer Kaffeemaschine…man sieht die Flecken, aber es ist nicht so dramatisch wie ich ursprünglich befürchtet hatte. Viele Italiener schneiden Tomaten direkt auf ihrer Carrara-Marmor-Arbeitsplatte. Diese Stelle wird dann stumpf und färbt sich auch leicht rosa, aber die Menschen dort können scheinbar auch damit leben!? Fakt ist, dass man hier immer mit Veränderungen und Flecken rechnen muss.
  • Im Badezimmer funktioniert Travertin auch, aber er bekommt eine gewisse Patina und je nach Belastung würden wir ihn hierfür nicht empfehlen. Wie entfernt man eigentlich Kalkflecken von einem Kalkstein? Auf jeden Fall nicht mit Badreiniger auf Säurebasis…also nicht so einfach! Für ein selten genutztes Designbad eventuell und bei Leuten die sofort ein bisschen nachwischen und keine falschen Reiniger benutzen auch, aber für die junge Familie wohl eher ungeeignet!
  • Nicht hart heißt, dass Travertin auch kratzempfindlich ist und z.B. im Eingangsbereich schnell matt wird, jedenfalls wenn man dort nicht sofort auf Hausschuhe umsteigt. Hier müsste man ähnlich vorgehen wie bei einem echten Holzparkett, um das zu vermeiden. Also am besten Filz Pantoffeln an, Filzgleiter an Stühlen usw. und dann sieht auch ein Travertin viele Jahre gut aus. Der Vorteil bei allen Natursteinen ist, dass alle Steine immer durchgefärbt sind und nicht wie eine Fliese direkt beschädigt aussehen wenn mal eine kleine Ecke fehlt. Außerdem mögen auch viele Kunden eine gewisse Patina durch normale Nutzung und möchten nicht den klinisch, kalten Effekt von Granit etc.!

Unser Tipp: Wer nicht mit den Nachteilen von Travertin und anderen Kalksteinen leben kann, sollte sich z.B. Feinsteinzeug ansehen. Hier gibt es sehr schöne Travertin-Nachbildungen die farblich perfekt passen. Nur sind die Poren hier praktisch nur dunkel angedeutet. Aber hier sind das Pflegeleichtigkeit und Dauerhaftigkeit im Außenbereich dann zu 100% gegeben!