Vorgarten gestalten mit Naturstein

Als erfahrener Natursteinberater und Handwerksmeister mit Sinn für Gartengestaltung ist es etwas problematisch, wenn man in einem gemieteten Haus wohnt, es fehlt einfach die Freiheit alles so zu gestalten, wie man es gern möchte. Außerdem fehlt zumindest mir auch ein wenig die Ahnung in Sachen Bepflanzung. Das liegt wohl daran, dass meine Mutter und meine Schwester bei vielen Gelegenheiten in meiner Jugend irgendwo im Wald anhielten und wir von Mücken und Kuhfliegen zerstochen wurden, während die Beiden mit dem Buch „Was Blüht denn da“ versuchten alle Pflanzen zu bestimmten und darüber diskutierten warum die Pflanze in dem Buch ja gar nicht gelistet sei… “könnte ein Kulturgewächs sein!?“. Trotz diesem kleinen Kindheitstrauma ist mir zumindest immer bewusst gewesen, dass alles was Garten heißt auch irgendwie Pflanzen benötigt… ein Schottergarten mit einer Pflanze pro Quadratmeter ist da weniger mein Fall, obwohl ich Splittflächen in jedem Fall einer (sinnlos) gepflasterten Fläche vorziehen würde.

Die perfekte Gelegenheit für unseren neuen Vorgarten:

Wir haben einen sehr netten und entspannten Vermieter (Landwirt), der uns sehr viele Freiheiten lässt und selten nein zu einem Wunsch von uns sagt, weil wir auch viele Kleinigkeiten selbst erneuern und ihn nicht nerven. Die Erneuerung der Hauseingangstreppe und eine Seiteneingangstreppe, darüber hatten wir bereits vor fünf Jahren mit Ihm gesprochen und ich hatte in seinem Auftrag auch bereits ein Angebot für eine Erneuerung eingeholt, welches aber aus meiner Sicht deutlich zu teuer war. Der Zustand der beiden Anlagen und des Vorgartens war aber bereits leicht baufällig…und die ursprüngliche Bauausführung aus Betonpflaster auch technisch nicht brauchbar, so dass die Stufenvorderkanten nach vorne kippten und nicht mehr sicher begehbar waren. Es musste also dringend was gemacht werden. Im Frühjahr 2023 begab es sich, dass mehrere gute Faktoren zusammenkamen…mein bester Freund ein Gartenbauprofi hatte etwas Zeit, ich konnte mir zwei Wochen Urlaub nehmen und mein Vermieter stimmte zu, dass wir mit meiner Planung (Erweitert durch die meines versierten Freundes), Material von Natursteinbrüche/Steingarten und auf Rechnung des Vermieters alles hier selbst aus Naturstein gestalten dürfen…mit mir als Freiwilligem und kostenlosem Helfer als Eigenanteil für eine schönere Version/Upgrade sozusagen. DEAL! Auch meine Frau war einverstanden (sehr wichtig) und so ging es los mit der Planung!

Vorgartenplanung und Technik…oder einfach drauf los bauen…?

Was soll man sagen, ich als männlicher Handwerker im mittleren Alter überlasse die Dinge ungern dem Zufall, aber mein Freund meinte „Bestell doch einfach schon mal…das baue ich Dir dann schick ein“. Ich wollte aber zumindest vorher noch einen Termin, an dem sich mein Freund und mein Vermieter kennenlernen und bei dem wir die grobe Planung einmal durchgehen…da es ja auch um Geld gehen würde und es letztendlich nicht mein Haus ist! Gesagt getan und die Herren verstanden sich direkt prächtig. Mein Vermieter hatte auch einen Wunsch, um die Zufahrtbreite zu seiner Remise zu erhalten da er eventuell/notfalls auch mal über unsere Einfahrt mit Trecker und Anhänger dort durchmuss. Mein Freund und ich erstellten an diesem Tag ein ungefähres Aufmaß und wir entwickelten für alle wesentlichen Bauabschnitte die Detaillösungen.

Gestaltungsideen für den Stufenanlage und Rampe…ja klar, aber die Technik muss auch im Vorgarten passen!

Grundsätzlich war besprochen worden die Struktur des Vorgartens, Treppe und der Rampe ähnlich wieder zu errichten, da diese sowohl optisch als auch technisch sinnvoll war/ist und wir daran nicht viel verändern wollten. Nach meinem Wunsch wurden die abfallenden Beete links und rechts der Treppe aber dieses Mal durch Trockenmauern eingefasst und dadurch gerade gezogen. Dem Wunsch des Vermieters für eine breite Durchfahrt kamen wir durch die Idee von befahrbaren Splittbeeten vor den Mauern entgegen, die dann das Schotterbeet unter dem Dach (wo nichts wächst) „spiegeln“ würden...nur in zwei verschiedenen Korngrößen des gleichen Materials. Die Materialauswahl war relativ einfach, obwohl wir lieber ein heimisches Gestein genommen hätten, aber die bergische Grauwacke war zu grau und die deutschen Sandsteine alle nicht (mehr) mit gut gespaltenen Oberflächen erhältlich. Da unser Haus aber ländlich liegt und ein handwerklicher Stein sehr gut dazu passt haben wir uns für den sehr schönen und warmtönigen Toskana Sandstein (aus Indien) entschieden, aber alle anderen Materialien wie Mauersteine und Splitt aus regionalen Materialien genommen. Was aber wichtig ist und was ich jedem Kunde auch immer erkläre…die Gestaltungsideen sind wichtig, aber es braucht auch irgendwann eine Detailplanung, Zeichnung, Skizze o.Ä. ohne die selbst ein Profi z.B. nicht abschätzen kann, wie viel von welchem Material er genau braucht. Klar nimmt man sowieso eventuell mehr, aber bei Stufen, Platten, Splitt usw. war selbst für mein kleines Projekt ein 18 Tonner + Tandemanhänger schnell mal voll und jede Anlieferung kostet! Was aber noch mehr kostet ist Baustillstand wegen zu wenig oder falschem Material…also besser mal anständig planen!

Wie genau wurde geplant und wie lange hat der Bau des Vorgartens gedauert?

Ich werde hier keine detaillierte Materialliste aufführen, möchte aber anmerken, dass es zumindest eine gab und hier mal eine Übersicht was mengenmäßig vorgeplant war:

  • Toskana Sandstein Blockstufen: Wurden vorgeplant und beide Treppenanlagen skizziert um die Fugenverläufe/Versätze zu planen. Es wurden 3 Stufen in verschiedenen Längen zusätzlich als Reserve bestellt
  • Toskana Sandstein Natursteinplatten: Der Bedarf war errechnet und auf eine volle Kiste aufgerundet da klar war, dass einige Restmengen und Verpackungskisten nach Abschluss der Bauarbeiten sowieso wieder abgeholt werden müssen, außerdem konnte ich so etwas „sortieren“
  • Toskana Sandstein Pflastersteine: Wurden analog der laufenden Meter abgeschätzt und um 10% Reserve ergänzt
  • Elbtaler Sandstein Mauersteine: Wurden errechnet/geschätzt und auf volle BigBags aufgerundet, da das für den Platz auf dem LKW keinen Unterschied machte
  • Yellow Sun Splitt und Schotter: Wurden basierend der Flächengrößen errechnet und leicht aufgerundet
  • Splittstabilisierungsmatten für den vorderen Bereich und für einen eigenständigen Bereich zwischen der Remise und unserer Garage wurden ebenfalls errechnet.
  • GftK VDW 840+ Pflasterfugenmörtel: Wurde nur grob geschätzt…daher musste ich auch nachträglich noch etwas im PKW mitbringen. 😉
  • Zement und Steinberger Kalksteinsplitt 5/8mm für den Drainagenmörtel unter den Platten und Rheinsand 0/2 für den Mörtel unter Einfassungen und hinter der Mauer wurde vom Profi abgeschätzt
  • Die Schiefermonolithen hatte ich vorher bereits ausgesucht und mitbringen lassen. Es kann aber Sinn machen solche Gestaltungselemente erst später zu selektieren, wenn man weniger Erfahrung hat und z.B. die richtige Größe nicht gut abschätzen kann.

Die Bauzeit war länger als von mir gedacht, aber mein Freund und Gartenbauprofi lag durch seine jahrelange Erfahrung recht nah an der Realität. Ich hatte gesagt, dass ich nur zwei Wochen frei nehmen kann, aber mein Freund meinte wir würden ca. 3 Wochen benötigen. Wir haben also 12 Arbeitstage zusammengearbeitet und mein Freund zusätzlich noch 3 Tage länger. Danach habe ich noch zwei Wochenenden gearbeitet, um z.B. Splitte zu verteilen usw. und mein Freund kam nachher noch zum Fugen vorbei…es waren also ca. 3 ½ Wochen mit zwei Mann… na immerhin.

Wie wurden Vorgarten und Seitentreppe gestaltet und technisch umgesetzt?

Die Hochbeete im Vorgarten wurden mit Elbtaler 15 Mauersteinen aufgemauert. Trotz der geringen Höhe wurde auf ein verdichtetes Schotterfundament gebaut und die Mauer größtenteils rückseitig/unsichtbar leicht hintermörtelt. Dabei ging es erstens, um eine Fixierhilfe bei den teilweise kleinen Mauersteinen und zweitens darum das Ausspülen von Erde bei Starkregen zu vermeiden, welches z.B. die Splittflächen davor andernfalls schnell verschmutzen würde

Die Rampe und beide Treppenanlage wurden aus Toskana Sandstein Stufen in handgeschlagener Ausführung aufgebaut und mit 60x40x2,5cm Platten aus demselben Material kombiniert. Zusätzlich wurden alle Flächen mit einem Toskana Pflasterstein in 14x14x7-9cm eingefasst, um eine etwas klassische Optik zu erzielen und auch weil es maßlich gut auskam. Die Plattenflächen wurden in Drainagemörtel fest verlegt und später alle mit Kunstharzfugenmörtel verfugt der wasserdurchlässig ist, sehr gut anzuwenden, aber nicht hochdruckreinigerfest (weil ich diesen auch niemals verwenden würde, und auch keinen Hochdruckreiniger besitze).

Die Schotterfläche unter dem Dachüberstand wurde mit Yellow Sun Schotter der Größe 20-40mm gestaltet, der Monolith wurde vorher einbetoniert, um die Standsicherheit zu gewährleisten. Unter dem Schotter wurde hochwertiges Unkrautvlies Plantex Gold verwendet, um das Durchwachsen von Unkraut dauerhaft zu verhindern.

Die vorderen Splittflächen und eine weitere Fläche neben der Garage wurden komplett geschottert/verdichtet und dünn mit Verlegesplitt 2/5mm abgezogen. Daraufhin mit weißen Splittstabilisierungsmatten ausgelegt, die dafür auch (relativ genau) in Form geschnitten wurden. Bei dem verwendeten Splitt handelt es sich um Yellow Sun 11-16mm der sich auch für das Befahren sehr gut eignet und fein genug ist, um Ihn perfekt begehen zu können. >>>Über die Vorteile von Splittmatten finden Sie hier etwas

Alles in Allem ergeben sich durch die Bauart über die Zeit viele Vorteile wie geringere Grünbelagbildung durch die Verwendung von Drainagemörtel. Kein Unkrautwuchs in den Fugen. Einfachere Pflege der rückenschonenden Hochbeete und alle Bauteile sind wasserdurchlässig gestaltet, weisen aber natürlich auch zusätzlich ein Gefälle zu Entwässerung auf. Die Stufenanlagen wurden nach Schrittmaßregeln gestaltet und sind viel sicherer begehbar als vorher. Die Gesamtoptik war ohne angewachsene Bepflanzung noch etwas nüchtern…aber bereits ca. 6 Monate später ziemlich flächendeckend bewchsen schon wriklich toll.

Vorgartenbepflanzung– Und was wurde gepflanzt?

Ja… das habe ich bis zum Schluss gelassen, weil ich dabei ja so gesehen auch kein Profi bin. Ich habe aber Einiges aufgeschnappt über die Jahre und habe mich ohne weitere Hilfe selbst darum gekümmert. Meine Frau hat sich nach den ganzen technischen Bauarbeiten auch in das Thema eingeklinkt und so haben wir als Erstbepflanzung zwei Elemente verwendet:

  1. Sedum Matten: Anstatt die neu zu bepflanzenden Flächen einzusäen, oder mit einer hohen Anzahl and Pflanzen/Bodendeckern oder Stauden zu bepflanzen, fand ich es sehr sinnvoll bereits bewachsenen Matten mit Sedum zu verwenden, um den größten Teil der Fläche damit zu belegen. Die Vorteile davon sind, dass so weniger Unkraut zu entfernen ist und dass es in dem Hochbeet ja auch eher trocken sein wird… zusätzlich kann man nachher immer noch Teile davon einfach ausschneiden und partiell durch andere Pflanzen ersetzen…die Fläche ist aber schnell grün und hält so auch die Feuchtigkeit sehr gut!
  2. Stauden: Um die Mauerkrone nach vorne etwas klassischer zu begrünen habe ich mir hier nach Ausrichtung, Farbe usw. passende Stauden ausgesucht, die analog zu Ihren jeweiligen Pflanzabständen liebevoll (von meiner Frau) eingepflanzt wurden.
  3. Als dann alles bepflanzt war aber noch nicht dicht bewachsen war hatte meine Frau die Idee, dass wir noch ein paar Pflanzen in attraktiven Töpfen zur Auflockerung einsetzen könnten.

Da dieses Jahr (2023) im Münsterland ziemlich feucht und regnerisch war/ist, war meine Idee mit den eher auf dürretolerante Bepflanzung nicht 100% passend, aber die meisten Stauden sind gut angewachsen und das Sedum hat recht schnell die Matten verlassen und die Freiräume geschlossen… alles in allem nicht mal so schlecht. Unkraut gibt es allerdings vereinzelt auch… z.T. in den Sedum Matten und auch sonst überall ein wenig. Es ist aber einfach und schnell entfernbar (ohne Rückenschmerzen) und die gewollte Bepflanzung nimmt stets 99% der Fläche ein, auch ohne wöchentliche Arbeit.

Vorgarten, Hauseingang und Treppe…wie machen sich die Materialien und wie einfach ist die Pflege einem Jahr???

Bislang funktioniert alles sehr gut und das wird wegen der Verlegung der Natursteinplatten in Splittmörtel/Drainagemörtel und einer hochwertigen Kunstharzfuge auch sehr lange so bleiben. Dennoch hat die extreme Feuchtigkeit dieses Jahr bereits auf der Treppe der Nordseite einen leichten Grünschleier erzeugt, den ich mit einem unbedenklichen Grünbelagsentferner (Akemi Antigrün Longlife) und ohne viel Arbeit wieder wegbekomme und den ich im Herbst sowieso als Prophylaxe für die Wintersaison verwenden wollte.

Bei dem verwendeten Sandstein war mir klar, dass er eventuell etwas empfindlicher ist als z.B. Feinsteinzeug. Es ist aber auch hier so, dass das schwächste Glied die raue/feuchtigkeitsdurchlässige Fuge darstellt die schneller grün wird als der Stein. Außerdem werden bei uns am Moor auf der Nordseite auch Betonsteine, Glasscheiben und Stahl grün und der Wagen meiner Frau… ohne ein wenig Pflege geht es also sowieso nicht.

Grundsätzlich habe ich den Aufwand wirklich unterschätzt und bin körperlich so gefordert worden, dass ich mich nach der Mittagspause kaum erheben konnte. Obwohl wir z.B. die Stufen mit einem Vakuumgerät und einem Bagger gesetzt haben, mein Freund auch insgesamt extrem effizient und körperschonend arbeitet und ich vor Ewigkeiten als Bausteinmetzt ganz ähnliche Dinge gebaut habe.

Alles in allem hat sich der Aufwand aber absolut gelohnt da unser Eingangsbereich jetzt viel schöner ist, besser zum Haus passt und viel pflegeleichter ist. Sogar vom Haus aus gesehen ist der Eingangsbereich durch die verwendeten Materialien heller und offener geworden ohne, dass ich das so geplant/erwartet hatte.

Als nächstes muss ich dann mal an unsere 350m² große und extrem Unkrautverseuchte Einfahrt gehen…die sieht gegen den schönen Vorgarten jetzt umso furchtbarer aus!